Oft vernachlässigt: Selbstpflege für pflegende Angehörige
Wenn es Sie, den pflegenden Angehörigen, nicht gäbe, dann wäre der beliebte Ansatz der Politik „ambulant vor stationär“ gar nicht umsetzbar. Sie – und all die anderen pflegenden Angehörigen – sind das Rückgrat der Pflege, die in Deutschland tagtäglich geleistet werden muss. Umso wichtiger ist es, dass Sie auch auf sich selbst achten. Dass die Selbstpflege und der Ausgleich zur Pflege (im ambulanten wie stationären Bereich) häufig vernachlässigt werden, zeigen die zahlreichen Beispiele für Gewalt in der Pflege.
Viele pflegende Angehörige leiden oft mehr unter der alltäglichen Pflegearbeit als sie glauben. Der kleine pflege.de-Selbsttest kann Ihnen zeigen, ob Sie selbst gefährdet und überlastet sind. Lesen Sie einmal die folgenden Fragen – wie viele Fragen müssen Sie mit „Ja“ beantworten?
- Haben Sie oft Rückenschmerzen?
- Haben Sie Knieschmerzen?
- Haben Sie Herz-Kreislauf-Beschwerden?
- Sind Sie oft gereizt oder fühlen sich überfordert?
- Leiden Sie unter depressiven Störungen?
- Haben Sie oft Magenbeschwerden?
- Schlafen Sie schlechter als früher?
Sie haben mehrere Fragen mit „Ja“ beantwortet? Hand aufs Herz: Das ist zu viel und ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Pflege Ihres Angehörigen eine Belastung für Sie ist. Tatsächlich überschätzen viele pflegende Angehörige ihre Belastbarkeit, auch wenn sie sich gerne um ihre Angehörigen kümmern. Im täglichen Stress, um eine gute Pflege und Betreuung zu gewährleisten, vernachlässigen sie nicht nur ihre eigenen Bedürfnisse, sondern oft auch ihre Gesundheit. Auch Franz Müntefering aus dem obigen Beispiel sagte – nach dem Tod seiner Frau – in einem Interview: „Sich aufzuopfern hilft nicht, man muss selbst überleben können.“TippNehmen Sie sich auch mal eine Auszeit
Um sich selbst zu entlasten und neue Energie zu tanken, sollten Sie sich als pflegender Angehöriger regelmäßig eine Auszeit nehmen. Damit Ihr pflegebedürftiges Familienmitglied weiterhin versorgt wird, können Sie eine stundenweise Betreuung durch die Verhinderungspflege in Anspruch nehmen. Falls Sie Ihren Angehörigen nicht alleine lassen möchten, gibt es auch spezielle Pflegehotels, in denen Sie gemeinsam Urlaub machen können. Nutzen Sie Ihre Rechte und die Leistungen, die auch Ihnen als Pflegebedürftiger zustehen.